Kaffee Namen (1)

Kaffee und seine Namen: Wer ist der Kaffeesachse?

Neulich gab es die Meldung in einem großen deutschen Wochenmagazin: „Das Sächsisch verschwindet!“ Nun mag man zum Sächsischen Dialekt stehen wie man will, doch wäre dies allein schon aus Sicht der Kaffeekultur eine Katastrophe. Wieso? Ganz einfach: Was wäre die Geschichte des Kaffees ohne den sprichwörtlichen Kaffeesachsen? Den kennen Sie nicht? Dieser Archetyp des anregenden Aromagetränks ist charakterisiert durch seine Vorliebe für das edle Getränk und darüber hinaus durch die „binnendeutsche Konsonantenschwächung“.

Für Kaffee gibt es eine Vielzahl an Namen

Letzteres hat nichts mit schwer beherrschbarem Blasendrang zu tun, sondern man benennt damit sprachwissenschaftlich die Neigung, harte Konsonanten (T, P und K) weich auszusprechen (also stattdessen wie D, B und G). Zusammen mit besagter Kaffeevorliebe gipfelte dies im 18. Jahrhundert im oft zitierten Ausspruch kriegsmüder, weil unter Kaffee-Entzug leidender, sächsischer Soldaten: „Ohne Gaffee gönn mer nich gämpfn!“ („Ohne Kaffee können wir nicht kämpfen“).

Wer jetzt noch nicht von der kaffeekulturellen Bedeutung Sachsens überzeugt ist, nehme

1) das Meißner Porzellan – in erster Linie das Kaffee-Service: Blümchenkaffee und Schwerterkaffee sind sprichwörtliche Steigerungen im Kaffeedünnaufbrühen: Erkennt man durch das Getränk noch das Blümchenmuster am Boden der Tasse, war eindeutig ein Löffel Kaffeepulver zu wenig im Filter. Bei noch dünner gebrühten Kaffees behauptet man gerne, hier sehe man ja sogar die Schwerter auf der Unterseite der Meissner Porzellantasse.

Zu dünn gebrühter Filterkaffee wird als Blümchenkaffee oder Schwerterkaffee bezeichnet

Zur sächsischen Kaffeekulturgeschichte hinzu kommen dann

2) das älteste durchgängig bewirtschaftete Kaffeehaus in Deutschland (Zum arabischen Coffe Baum, in Leipzig),

3) der bekannte, vom sächsischen Oberlehrer Carl Gottlieb Hering verfasste Kaffee-Kanon (C-A-F-F-E-E, trink nicht zu viel Kaffee) sowie

4) die in Leipzig uraufgeführte Kaffee-Kantate von Johann Sebastian Bach.

5) Zu erwähnen ist schließlich die Leistung der Dresdnerin Melitta Bentz, die den Papier-Kaffeefilter erfand. Damit vervollständigt sich das Bild des Kaffeesachsen.

Das sächsische Worte Gaffee hat sich nicht durchgesetzt

Immerhin muss man einräumen, dass sich trotz ihres sächsischen Hintergrunds weder Bach noch Hering der Konsonantenschwächung unterwarfen, und dem sächsischen Gaffee die Varianten mit K bzw. C vorzogen (darüber, wie sie es selbst aussprachen ist heute nichts mehr bekannt). International und auch im heutigen Hochdeutsch ist es – den Verdiensten der Kaffeesachsen zum Trotz – bei der mehrheitlichen Verwendung des harten K-Lautes geblieben. Das Sächsische hat es offenbar wirklich nicht leicht.

Aber woher kommt eigentlich der Name „Kaffee“? Und welche weiteren Namen Bezeichnungen und Ausdrücke für Kaffee sind bekannt? Diese Fragen sollen uns in diesem und in einem nachfolgenden Blogbeitrag beschäftigen:

Das Wort Kaffee stammt nicht vom ähnlich lautenden Namen der früheren Provinz Kaffa in Äthiopien ab. Illustration: Jindrich Novotny

Anders als oft behauptet, stammt das deutsche Wort Kaffee keineswegs vom ähnlich lautenden Namen der früheren Provinz Kaffa in Äthiopien ab. Durchaus nicht falsch ist zwar, dass die Arabica-Kaffeepflanze in der Gegend ihren Ursprung hat – und bis heute zum Teil halbwild vorkommt, doch verwenden die Menschen der Region bis heute komplett andere Namen für Kaffee als wir. In Ostafrikanischen Sprachen, etwa im Nubischen oder im Oromo, spricht man eher bun, buna oder bunn(i), was also vom Laut her rein gar nichts mit dem Provinznamen Kaffa oder Kefa gemeinsam hätte.

Es gibt eine Wissenschaft, die sich mit der Herkunft von Wörtern und Namen befasst: die Etymologie – und so hat das auch jemand für den Kaffee untersucht. Unser Kaffee kommt eindeutig aus dem Italienischen (caffè), das erkenne man schon am Doppel-F, das im Spanischen oder Französischen fehle (café). Anzunehmen ist, dass die Italiener das türkische Wort kahve für ihren Sprachgebrauch umgeformt haben, das Türkische wiederum ist dem arabischen Wort qahwa entlehnt.

Die wissenschaftliche Bezeichnung für die Kaffeepflanze als Art, Coffea arabica L., geht auf den berühmten schwedischen Botaniker Carl von Linné zurück (das nachgestellte L. erinnert daran), wobei er sich offensichtlich mehr am Englischen coffee oder dem Niederländischen Koffie orientierte und sich für das „o“ anstelle des „a“ entschied. Linné vermutete den Ursprung der Kaffeepflanze in Arabien (genauer: im heutigen Jemen), wo der erste systematische Anbau und Export von Kaffee als Genussmittel betrieben wurde. Hätte er damals gewusst, dass die eigentliche Heimat das heutige Äthiopien ist, wäre der Artname gewiss abessinica (Abessinien = früherer Name Äthiopiens) vergeben worden und nicht arabica.

Soweit zu Geschichtlichem rund um das Wort Kaffee. Wie es heute mit dem Kaffeegetränk im allgemeinen Sprachgebrauch rund um den Globus aussieht, damit möchte ich mich im nächsten Teil beschäftigen.