Verbrechen unter Coffein-Einwirkung

Coffee and Crime (1)

Wir haben wirklich und ganz ehrlich nicht erwartet, dass das Thema Kaffee und Sex so viele Leser anzieht. Jetzt soll ich noch eine Schippe drauflegen, heißt es aus der Tchibo Blog-Redaktion. Zum Glück gibt es so viele Untersuchungen zu Kaffee und Coffein einerseits und jeder erdenklichen Lebenslage andererseits, dass ich tatsächlich noch etwas hätte. Und welche Themeninhalte locken heutzutage am meisten? Klar: Sex and Crime. Logischerweise geht es dann jetzt also um Verbrechen und Kaffee.

Gift in der Kaffeetasse

Natürlich denkt man dabei als erstes an Giftmischerei, denn mit Kaffee alleine kann niemand umgebracht werden, dafür müssten einem potentiellen Opfer schon an die 80 Tassen an einem Tag eingeflößt werden. Und tatsächlich findet man die klassische vergiftete Tasse Kaffee (oder Tee) nicht nur im Krimi, sondern auch real und dokumentiert in forensischen und pharmakologischen Fachzeitschriften.

So beschreibt im Jahre 1951 ein Dr. W. Grab (nomen est omen), vom Bayer-Institut Wuppertal den Fall eines Mordanschlags auf eine 49-Jährige Witwe eines Richters in München [1]. Frau M. wollte eines Abends, wie so oft, ihrer fast blinden Mutter noch etwas vorlesen und lud dazu auch ihre 35-Jährige Untermieterin, die Arzthelferin Frau W., ein. Frau W. gab vor, ebenfalls zur Geselligkeit des Abends beitragen zu wollen und brachte zwei Tassen bereits voll eingeschenkten Bohnenkaffees mit. Nach dem ersten Schluck äußerte Frau M., dass der Kaffee aber sehr bitter sei. Das wiederholte sie zehn Minuten später nach dem zweiten Schluck. Frau W. meinte daraufhin, dass sich wohl der Zucker noch nicht verteilt habe, doch Frau M. wollte nicht mehr trinken. Jetzt klagte M. über einen trockenen Mund und dass ihr die Schrift vor den Augen verschwimme, weshalb sie sich nun lieber hinlegen wollte. Frau W. tat noch als würde sie selbst auch den Kaffee der M. probieren, goss den Inhalt aber dann im Spülstein aus und wusch beide Kaffeetassen ab. Unauffällig brachte W. außerdem eine Brillantbrosche M.‘s unauffällig in ihren Besitz…(Fortsetzung folgt).

Wie wird es weitergehen? Dr. Bytof bleibt am Ball...

Wie wird es weitergehen? Wird Frau M. den hinterlistigen Anschlag überleben? Wird Frau W. überführt? Erfahren Sie alles darüber im zweiten Teil Coffee and Crime demnächst hier im Tchibo Blog!

Damit Ihnen die Wartezeit nicht zu lange wird, präsentieren wir hier noch eine weitere wahre Geschichte zu Kaffee, Coffein und Verbrechen:

Kaffee als Treibstoff der Verbrechensbekämpfung

Kaffee spielt aber nicht nur auf Seiten des Verbrechens eine Rolle. Wie viele Tassen Kaffee mögen wohl die Kommissare Derrick, Wallander und Co. trinken, bevor der Fall gelöst ist? Das ist in der Realität oft nicht anders: Im Journal of Police Crisis Negotiations berichtet Wayman Mullins von der Southwest Texas State University (USA) über seine US-weite Studie, wonach Polizisten einen durchschnittlich dreifach höheren täglichen Coffeinkonsum aufwiesen als Angehörige anderer Berufsgruppen. Dass es dabei in Extremfällen auch zu Problemen kommen kann, schildert Mullins dann am Beispiel des Polizisten Ron, dessen Job es ist, bei Geiselnahmen federführend die Verhandlungen zu übernehmen [2].

Als Ron gegen Ende seiner Tagesschicht zu einem solchen Fall gerufen wird, hat er bereits fünf Tassen Kaffee und zwei Eistee intus (was an sich für einen an Coffein gewöhnten Kaffeetrinker noch keine hohe Dosis ist). Im Zuge der nächtlichen Verhandlungen trinkt Ron dazu jedoch noch einmal das Doppelte der bisherigen Menge an Kaffee und Eistee, bis er urplötzlich gegen 2:00 Uhr nachts, mitten in der Verhandlung, angeblich Herzrasen und Angstzustände bekommt und den Fall in Panik an seinen Stellvertreter abgeben muss (der bringt die Geiselnahme übrigens zu einem glücklichen Ende).

Was war los? Der Polizeipsychologe, der Ron später befragte, diagnostiziert im Nachhinein eine Coffein-Überdosis. Ich kann es nur überschlagen (konkrete Daten lagen auch Mullins nicht vor), doch würde ich vermuten, dass Ron seit dem Morgen insgesamt etwa ein gutes Gramm Coffein aufgenommen hatte - was die Symptome durchaus erklären könnte, insbesondere in dieser speziellen Stress-Situation. Vielleicht hätte Ron spätestens nach der achten Tasse doch lieber einen Smoothie trinken sollen? Von jetzt auf gleich den Coffeinkonsum komplett abstellen sei aber auch nicht sinnvoll, so Mullins; denn unter akutem Coffeinentzug würden angeblich besonders häufig Fehlentscheidungen getroffen. Das ist auch nicht gut bei einer Verhandlung mit Geiselnehmern.

Mein Vorschlag in der Situation wäre gewesen, dass Ron den Fall von vorneherein nicht hätte übernehmen dürfen. Lieber gleich die Verhandlungsleitung an einen ausgeschlafenen Kollegen der Nachtschicht abgeben. Denn Schlafentzug allein wirkt sich schon dahingehend aus, dass zunehmend risikoreiche Entscheidungen getroffen werden (eher fatal bei einer Geiselnahme!), und in dieser Situation wird die Tendenz zum Risiko durch Aufnahme von Coffein nicht unbedingt verbessert [3, 4].

  • Welches "Verbrechen" würden Sie für eine gute Tasse Kaffee begehen? Kommentieren Sie bis zum 25.10.2015 und gewinnen Sie mit etwas Glück unsere Filterkaffee Rarität N°6 Jade Mountain Vietnam.

Gewonnen haben: Claudia, Trudi und Sven, herzlichen Glückwunsch!

1. Grab, W., Kriminelle Atropinvergiftung. Deutsche Zeitschrift für gerichtliche Medizin, 1951. 40: p. 641-648.

2. Mullins, W., The Effects of Caffeine and Caffeine Withdrawal/Deprivation on Hostage Negotiator Performance. Journal of Police Crisis Negotiations, 2003. 3(2): p. 39-60.

3. EFSA NDA Panel (EFSA Panel on Dietetic Products, N.a.A., Scientific Opinion on the safety of caffeine. EFSA Journal, 2015. 13(5): p. 4102.

4. Killgore, W.D.S., G.H. Kamimori, and T.J. Balkin, Caffeine protects against increased risk-taking propensity during severe sleep deprivation. Journal of Sleep Research, 2011. 20(3): p. 395-403.