Wie Kaffee unsere Stimmung und Wohlbefinden beeinflussen kann

Die Kraft des Kaffeedufts

Die aktuelle Woche fing bei mir irgendwie komisch an: Ein Freund mailte mir den Link zu einem Artikel in einem großen deutschen Nachrichtenmagazin und äußerte, seiner Meinung nach kämen jetzt schlechte Zeiten auf alle Kaffeehersteller zu, denn es gebe jetzt „Coffein-Lampen mit Kaffeeknopf“. Okay, da war doch was mit Lichtwirkung und dem Schlafhormon Melatonin, also dem Hormon, das z. B. dafür verantwortlich ist, dass wir nach einem Interkontinentalflug an einem Jet-Lag leiden, also mit der Zeitumstellung nicht zurechtkommen (bei manchen reicht dafür schon ein turbulentes Wochenende).

Nichts gegen die Lampe; das mit dem Wachheitsimpuls über bestimmte Lichtqualitäten mag ja funktionieren – aber deshalb auf Kaffee verzichten? Niemals! Bekomme ich von einer Lampe etwa wunderbares Aroma, exquisiten Geschmack, einen unverfänglichen Vorwand für eine Verabredung? (Ich würde jedenfalls nicht empfehlen irgendetwas davon mit der Lampe auszuprobieren).

Außerdem: Sie werden kaum ahnen, um wieviel weitreichender die Auswirkungen von Kaffee auf unsere Stimmung und unser Wohlbefinden sein können. Dazu müssen Sie (theoretisch) den Kaffee nicht einmal trinken, das geht auch über andere Sinne, insbesondere übers Riechen, aber auch übers Fühlen.

Dass Aromen eine unterschwellige Wirkung haben können, ist ja hinreichend bekannt: Lavendelduft lässt uns angeblich mit angenehmerer Stimme reden, außerdem verringern wohl Lavendel und auch Orangenaroma die Angst vorm Zahnarzt. Pfefferminzgeruch in der Fabrik soll die Produktion steigern und gleichzeitig das Risiko von Arbeitsunfällen reduzieren. Vanilleduft könnte möglicherweise zur Beruhigung von Patienten vor medizinischen Eingriffen beitragen und Blütenduft bringt anscheinend Kunden dazu, sich länger in Einkaufspassagen aufzuhalten und dort mehr einzukaufen. Letztere Wirkung wird auch dem Duft von frisch geröstetem Kaffee zugeschrieben – nicht zuletzt deshalb wird man kaum ein Einkaufszentrum ohne Läden mit Frischröstkaffee finden.

Espressobohnen

Wohlgemerkt: Wir sprechen hier von natürlichem Kaffeearoma. Künstliche Kompositionen reichen an das einzigartige Kaffeearoma nicht heran. In Blindtests mit Konsumenten erfahren übrigens nur wenige Aromen eine so zuverlässige und eindeutige Zuordnung wie Kaffeeduft.

Nicht nur in großen Konsumtempeln, auch in solitär gelegenen Geschäften (ohne Kaffeeladen gegenüber) sollte sich durch eine ausgeklügelte Aromatisierung, das selbige gehörig ankurbeln lassen. So wurde etwa bei einschlägigen Tests in Neuseeland festgestellt: Kaffeeduft harmonierte generell sehr gut mit Buchläden (besser übrigens als Rosenduft); er passte aber zum Beispiel weniger gut zu Dessousgeschäften.

Bei solchen Untersuchungen könnte es auch interessant sein zu erfahren, um welche Uhrzeit die Tests durchgeführt wurden. Denn nach einer weiteren Untersuchung ist unsere Kaffeeduft-Spürfähigkeit ganz klar Tagesform-abhängig. Will heißen: Um 11.00 Uhr, vor dem Mittagessen, sollen wir Kaffeeduft schon in sehr geringer Dosis wahrnehmen können; das lässt dann angeblich nach dem Mahl deutlich nach. Fiel aber für die Testpersonen die Mahlzeit aus, d. h. blieben sie bis 13.00 Uhr hungrig, ging der Kaffeegeruchssinn nicht zurück, die Kaffeeduftspürnasen steigerten sich sogar noch merklich.

Alles spannende Dinge, die man über eine Lampe (s.o.) bestimmt nicht herausfinden würde! Na? Habe ich Sie überzeugt? Um sicher zu gehen, habe ich hier noch ein paar weitere Beispiele aus wissenschaftliche Untersuchungen – natürlich wieder mit erstaunlichen Ergebnissen - zu einem kleinen Quiz zusammengefasst. Alle im Grundthema: Einflüsse des Kaffeegenusses auf unsere Stimmung oder: wie Kaffeeduft uns (vielleicht) zu besseren Menschen werden lässt?

Testen Sie Ihr Wissen in unserem Quiz (Auflösung unten) und: Bleiben Sie dem Kaffee treu!

 

1) Wenn wir eine Tasse mit warmem Kaffee in den Händen halten, schätzen wir eine bis dahin unbekannte Person…

a)    … als wesentlich jünger ein.

b)    … als wesentlich warmherziger ein.

c)    … als wesentlich wohlhabender ein.

2) Der bekannte Hallo-Wach-Effekt macht sich nicht erst durch das Kaffeetrinken bemerkbar, sondern erstaunlicherweise bereits…

a)    … durch das Geräusch der Kaffeemaschine.

b)    … durch das Anschauen von Kaffee-Fotos.

c)    … durch den Duft frischen Kaffees.

3) Allein schon der Duft von Kaffee kann unsere Stimmung beeinflussen, z.B. wurden Testpersonen in einer Einkaufspassage nachweislich…

a)    … hilfsbereiter.

b)    … nervöser.

c)    … selbstbewusster. 

 

Auflösung:
Zu 1: Antwort b) - Bereits das kurze Halten einer Tasse mit warmen Kaffee ließ die erste Einschätzung einer anderen Person positiver ausfallen als wenn stattdessen ein kaltes Getränk gehalten wurde.
Zu 2: Antwort c) - Ohne es zu zeigen oder zu erwähnen, wurde frisch gemahlener Kaffee außer Sichtweite der Testpersonen aufgestellt. Die Testpersonen waren Kaffeetrinker; sie wurden u.a. gebeten mind. 12 std vor dem Test kein Parfüm zu benutzen und kein Coffein zu sich zu nehmen. Ergebnis: Kaffeeduft förderte bei einem visuellen Entscheidungstest die Informationsverarbeitung im Vergleich zur Kontrollgruppe. 
Zu 3: Antwort a) Getestet wurden Passanten von Lockvögeln des gleichen Geschlechts (um einen möglichen Flirt-Faktor weitgehend auszuschließen): Die Lockvögel baten, darum, ein Geldstück gewechselt zu bekommen, oder sie ließen scheinbar unabsichtlich ihren Kugelschreiber fallen. Ergebnis: in einer Kaffeeduft-Atmosphäre wurde häufiger geholfen als in einer geruchsneutralen.