Trinken Tiere Kaffee?

Kaffee - Einfach tierisch interessant

Dass Coffein dem Bienengedächtnis auf die Sprünge hilft, wissen wir schon aus dem Blog-Beitrag über den Bittergeschmack. Aber hätten Sie gedacht, dass Pferde und Hunde mit Coffein gedopt werden können? Tchibo Kaffee-Experte Dr. Gerhard Bytof über Interessantes zu Kaffee und Coffein und dem Tierreich.

Natürliches Abwehrmittel gegen Krabbeltiere, Schnecken usw.

Wozu nutzt eigentlich die Kaffeepflanze das in ihr enthaltene Coffein? (Bildnachweis: Flickr)

Wozu nutzt eigentlich die Kaffeepflanze das in ihr enthaltene Coffein? Um nicht einzuschlafen? Tatsächlich ist Coffein ein effektives Abwehrmittel gegen Fraßfeinde: Die meisten Insekten, Spinnentiere, Schnecken und auch bestimmte Säugetiere und Vögel verschmähen das bittere Alkaloid aus den Blättern und Bohnen der Kaffeepflanze lieber. Abwehrstoff-angepasste Schädlinge wie der Kaffeekirschenkäfer (engl. coffee berry borer oder port./ span. broca) sind hier die unrühmlichen Ausnahmen. Die ganze Kaffeekirsche mit ihrem nahezu coffeinfreien Fruchtfleisch dagegen fressen Vögel und Affen durchaus gerne und scheiden etwas später den unversehrten, coffeinhaltigen Kern mit einer Gratisportion Dünger wieder aus.

Wir Menschen lieben und verehren das anregende bittere Gebräu aus der gerösteten Bohne. Die keimt nach dem Rösten zwar nicht mehr, aber doch muss man im Endergebnis anerkennen, dass der Anbau des Kaffeebaums aus seinem afrikanischen Ursprung - mit den Zwischenstationen Arabien, Java und Neue Welt - heute rund um den Globus erfolgt (dem so genannten Kaffeegürtel). So mag einem schon der Verdacht kommen: Ob da bei der Kaffeepflanze am Ende nicht doch ein geradezu geniales evolutionäres Konzept zur Ausbreitung dahintersteckt?

Kaffee bei die Fische

In der Fischzucht ist man beispielsweise ist man schon seit geraumer Zeit auf der Suche nach Alternativen in Form von pflanzlichen Wirkstoffen, durch die der Einsatz klassischer chemischer Therapeutika vermieden werden könnte. (Bildnachweis: Flickr)

Kaffee ist ja aber stets mehr als bloß sein Inhaltsstoff Coffein - mit dieser Erkenntnis erwachsen neue Möglichkeiten, die weniger auf Abschreckung setzen, sondern ganz im Gegenteil: In der Fischzucht beispielsweise ist man schon seit geraumer Zeit auf der Suche nach Alternativen in Form von pflanzlichen Wirkstoffen, durch die der Einsatz klassischer chemischer Therapeutika vermieden werden könnte. Zwar noch nicht ganz ausgereift, aber im Ansatz anscheinend vielversprechend: Röstkaffee als Futterzusatz in Karpfen-Aquakultur. Exemplare mit einer Extra-Dosis Kaffee im Futter nahmen zwar nicht schneller zu als ihre unbehandelten Kameraden der Kontrollgruppe, aber sie schienen eine verbesserte Immunität und Widerstandsfähigkeit aufzuweisen.

Ob die behandelten Karpfen wohl an Einschlafproblemen litten? Oder ob jetzt solche Karpfen öfters aus der Pfanne hüpfen? Alles Fragen, die leider hierbei noch nicht beantwortet wurden. Nun: Wenn damit ein Beitrag zur umweltschonenden und nachhaltigen Produktion von hochwertigen Nahrungsmitteln geleistet werden kann, dann sollte man aus meiner Sicht ein wenig mehr Munterkeit durchaus in Kauf nehmen, oder nicht?

Generell überwiegen allerdings kritische Hintergründe, sobald es um Kaffee oder Koffein im Tierreich kommt, wie aus den weiteren Beispielen deutlich wird.

Doping für „Renntiere“

 Von vielen Sportlern wird die wissenschaftlich anerkannte leistungssteigernde Wirkung von Coffein genutzt – und das mit Zustimmung der Welt Anti-Doping Agentur (WADA). Was für Menschen gilt, hat jedoch noch lange keine Gültigkeit für Tiere:

Kaffeeland hin oder her: Der „Jockey Club Brasileiro“ testet regelmäßig Rennpferde auf Coffein im Blut.“ Und bereits geringste Coffeinmengen ahndet der „Hong Kong Jockey Club“ mit Disqualifizierung von Ross und Reiter. Und das gilt auch für andere Renn-Kategorien: Kamelrennen ist beispielsweise in den Vereinigten Arabischen Emiraten ein wichtiger Sport; dort gilt in bei Doping-Kontrollen in Hinblick auf Coffein und verwandte Substanzen im Dromedarblut eine absolute Null-Toleranz. Und auch der „Greyhound Board of Great Britain“, zuständig für die Organisation von Hunderennen, sieht Bedarf an Dopingkontrollen. In den Urinproben der Windhunde wird dabei nicht nur auf Coffein, sondern auch auf das strukturell eng verwandte Theobromin getestet - letzteres allerdings eher im Zusammenhang mit negativem Doping, sprich Renn-Sabotage durch böswillige Konkurrenten. Theobromin ist der natürliche Begleitstoff des Coffeins und kommt in geringen Mengen in Kaffee und Tee vor, in Kakao ist es ist es sogar das Hauptalkaloid. Für den Menschen weitgehend ungefährlich, wären für Hunde bereits geringe Mengen toxisch. Bei einem Hund von 20 Kilo Gewicht mag schon der Theobrominanteil aus 160 Gramm Schokolade kritisch sein.