Blog Start up

Auf einen Kaffee mit: Kai, Gründer von BOOMblogs.de

Die Blogger-Szene boomt und täglich tauchen neue Blogs in der schönen großen Netzwelt auf. Blogger berichten über Alltagsthemen, Produktneuheiten und neueste Rezepte. Sie sind oftmals die Schnittstelle zwischen Konsumenten und Unternehmen. Doch wie Ordnung ins Chaos bringen? Ich sprach mit Kai, der gerade das Startup BOOMblogs gründete. Das Netzwerk bündelt Blogs aus den Bereichen Lifestyle und Family und hat das Ziel, Blogger und Unternehmen zusammenbringen. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten?

Kai, welche Blogs sind denn Teil eures Netzwerks?

Derzeit bündeln wir in unserem Netzwerk 27 namhafte Blogs, die sich mit Familien- oder Lifestyle-Themen befassen. Dazugehören zum Beispiel "Baby, Kind und Meer", "Berlin Mitte Mum", “Stadt Land Mama”, “Frau Mutter”, Lucie Marshall" oder auch “Weddinger Berg”. Es ist ein bunter Mix von Blogs, die fast alle unterschiedliche Schwerpunkte haben. Und jede Woche kommen neue Blogs dazu.

Warum vernetzt ihr vor allem Familien- und Lifestyleblogger?

Bisher schreiben alle unsere Blogs im Netzwerk auch über Familienthemen. Aber zum Glück gibt es neben den Kindern ja auch immer noch andere Themen, für die sich die Mütter und Väter interessieren. Einige sind viel auf Reisen, andere sind Beauty-Experten und wieder andere basteln gern und schreiben daher über DO-IT-YOURSELF Themen. Zu diesen Schwerpunkten sprechen wir auch Kooperationspartner an, daher ist "Family & Lifestyle" die passende Klammer.

Worin besteht der Vorteil für Blogger?

Die meisten Blogger schreiben zwar aus Leidenschaft, wünschen sich aber auch Einnahmen, um sich immer mehr Zeit für das Bloggen “leisten” zu können. Einigen fehlt die Zeit, anderen fehlen die Kontakte und nicht wenige trauen sich auch nicht so richtig an die Vermarktung ran. Akquise und Verhandlungen über Bezahlung liegen nicht jedem. Wir übernehmen diese Arbeit und können durch das Netzwerk und die extrem große Reichweite sogar Kunden an Bord holen, die unsere Blogs einzeln gar nicht kriegen würden.

Und was haben Marken und Unternehmen davon?

Für Unternehmen wird die Zusammenarbeit mit Blogs immer wichtiger. Aber allein im Bereich der Mama-Blogs gibt es mittlerweile tausende von Seiten. Daraus die Relevanten herauszufiltern, Daten abfragen, Angebote einholen und die ganze Abwicklung zu übernehmen, erfordert sehr viel Zeit, Geduld und eine persönliche Ansprache jedes einzelnen Bloggers. Wir übernehmen diesen Job für die Werbekunden und PR-Agenturen und bieten Kampagnen aus einer Hand. Zu fairen Preisen und nur auf den für das Kampagnenziel relevanten Seiten.

 

boomblogs

Nach welchen Kriterien sucht ihr neue Blogs für euer Netzwerk aus?

Da gibt es auf der einen Seite eine inhaltliche Komponente. Blogs in unserem Netzwerk müssen vermarktbar sein. Dafür ist wichtig, dass zum Beispiel Beiträge über Produkte auch in den Auftritt passen und bei den Lesern ankommen. Und dazu gibt es von uns auch Mindestanforderungen an die Frequenz der Beiträge sowie an die Reichweite und monatlichen Besuchern der Blogs.

Auf der letzten re:publica haben fast alle Blogger gelernt, dass man eine Seite “Kooperationen” und ein Media Kit braucht. Das gilt aus meiner Sicht aber nicht für jeden Blog. Ich empfehle, erstmal mit Fleiß, Leidenschaft und lesenswerten Texten einen Blog aufzubauen und eine gewisse Reichweite zu erzielen, bevor ich über Monetarisierung nachdenke. Es hält sich aber hartnäckig das Gerücht, mit einem Blog könne man plötzlich viele hochwertige Produkte abgreifen. Das war vielleicht mal so, hat sich aber mittlerweile geändert. Wir suchen die Blogs heraus, die sowohl für die Leser als auch für die Werbetreibenden relevant sind.

Wie unterscheidet sich euer Konzept von existierenden Konzepten wie Blogwalk.de?

Nach meiner Recherche gibt es bisher noch keinen Vermarkter, der ein Qualitätsnetzwerk unter dem Schwerpunkt "Family & Lifestyle" gestartet hat. Es gibt diverse Marktplätze, auf denen Advertiser und Publisher mehr oder weniger automatisiert Kampagnen schalten und buchen können. Aber aus unserer Sicht funktioniert das so nicht. Blogger Relations sind ein sehr persönliches Business. Man muss die Blogger mit allen ihren Eigenarten kennen. Und man sollte sich auch die Zeit nehmen, bei den Werbekunden nach Zielen und Erwartungen zu fragen, bevor man ein Konzept erstellt. Wir kennen die Blogs und wir kennen auch viele Werbekunden. Daher läuft es sehr vielversprechend an.

Wie finanziert sich denn BOOMblogs?

Wir ziehen uns eine Provision von dem Umsatz, den wir mit den Kunden aushandeln. Der Rest wird dann an die Blogs durchgereicht. Wir haben aber auch schon Produkte zum Testen vermittelt oder Blogger zu exklusiven Events einladen dürfen. Dann stellen wir direkt eine Rechnung an den Werbekunden. Bei einer Advertorial-Kampagne setzen wir jedoch einen Split an – auch in dem Bewusstsein, dass die Blogs nur dann langfristig Teil unseres Netzwerkes bleiben, wenn sie mit Ihren Einnahmen zufrieden sind.

Wie schafft ihr eine langfristige Zusammenarbeit zwischen Bloggern und Marken/Unternehmen?

Wir vermitteln keine Kampagnen mit dem Hintergrund der Suchmaschinenoptimierung. Es gibt keine Follow-Links und keine Beiträge, die nicht gekennzeichnet sind. Damit bleiben nur Kunden übrig, die an inhaltlich passenden Kampagnen Interesse haben und dafür ein entsprechendes Budget bereitstellen. Wir beweisen den Kunden, dass die Zusammenarbeit mit Bloggern fruchtbar ist und authentische Beiträge auf reichweitenstarken Seiten mit interessierten Lesern nach sich ziehen. Und wir beweisen den Bloggern, dass wir in der Lage sind ihnen Einnahmen vermitteln zu können, ohne dass sie sich verbiegen oder verkaufen müssen. Wenn ein Mama- oder Papablogger über Babyklamotten oder einen Kinderwagen schreibt und dafür Geld bekommt, dann finde ich das nicht verwerflich. Denn die Beiträge dürfen trotzdem kritisch sein.

Worin seht ihr die Besonderheit von Blogger Relations im Vergleich zu Journalisten Ansprachen?

Das ist ein von vielen Seiten geführter Grabenkampf, den ich eigentlich so gar nicht mitgehen möchte. Journalisten sind als solche ausgebildet, haben einen Presseausweis und verdienen mit der Schreiberei ihren Lebensunterhalt. Ihre Zahl ist aber rückläufig. Blogger schreiben eher aus Begeisterung für ein Thema, scheren sich zum Großteil nicht darum, Geld mit ihrem Projekt zu verdienen, verfügen oft aber über beeindruckende Leserzahlen und viele Fans auf sozialen Netzwerken. Beide Parteien haben sicherlich ihre Daseinsberechtigung. Und sicherlich sind es auch in beiden Lagern manchmal schräge Typen, die eine besondere Ansprachen erfordern. Ich finde es immer noch super, wenn ich auch mal für ein Printmagazin schreiben darf. Lesen tue ich aber kaum noch Zeitungen und Zeitschriften. Ich bin beruflich und privat ein Netz-Junkie und insofern konzentriere ich mich voll auf die Blogs. Da ist aus meiner Sicht noch genug zu tun.

Die absoluten No Gos bei der Ansprache von Bloggern sind …

...Rundmails senden, den Blog vor der Ansprache nicht einmal überflogen zu haben, inhaltlich nicht passende Produkte unterbringen zu wollen und auch mit Unverständnis zu reagieren, wenn für Beiträge mit überwiegend werblichem Hintergrund ein Preis genannt wird. Ach, und die Vorgabe der follow-Links und nicht-gekennzeichneten Beiträge kommt auch immer noch vor. Leider.

Mercedes-Benz Blog House, 7./8. August 2013

Wie lassen sich die Leser von Familien- und Lifestyleblogs beschreiben?

Was die Leser unserer Blogs sicherlich eint ist das Interesse für Eltern-Themen. Aber damit hört es eigentlich schon auf. Es gibt werdende Eltern, Großfamilien, Alleinerziehende, Leute aus der Stadt und vom Land, altermäßig zwischen 20 und 50 Jahren. Genau so unterschiedlich wie die Blogs und die Eltern im Allgemeinen sind, sind auch unsere Leser.

Warum liest du gerne Blogs und welche sind deine Favouriten?

In Blogs bekomme ich eine ehrliche Meinung von jemandem, der sich intensiv mit einem Thema auseinandersetzt. Da gibt es Beiträge von Leuten, die meine Sorgen teilen, gleiche Interessen haben oder sich auch einfach mal nur ein Thema von der Seele schreiben. Ich fühle mich davon oft einfach gut unterhalten. Allerdings lese ich auch in Blogs, wenn ich eine Reise vorbereite, die Anschaffung eines neuen elektrischen Gerätes plane oder mich nach neuen Autos umsehe. Blogs haben bei mir als Info-Quelle einen festen Platz. Zu meinen Favoriten zählt zuerst einmal mein eigener Blog daddylicous, ein Magazin für Väter, welches ich seit zwei Jahren zusammen mit meinem Kumpel Mark betreibe. Ansonsten lese ich zur Unterhaltung sehr gern auf whudat.de und uberding.de. Über Politik lasse ich mich informieren von lumma.de/, Reiseberichte gibt es von koeln-format.de/ und die besten Fotos schaue ich mir bei meinem Buddy blog.jofischer.com/ an.

Wie siehst du die Zukunft des Bloggens?

Ich gehe davon aus, dass sich die Blogosphäre ein Stück weit bereinigt, denn vielen wird entweder der Spaß abhanden kommen oder einfach die Zeit fehlen. Aber ich bin der Meinung, dass Blogs und auch die sozialen Netzwerke weiter eine Reihe von digitalen Influenzern hervorbringen werden, die über beachtliche Reichweiten verfügen und somit auch für Werbekunden spannend sind. Unsere Kinder werden sich immer weniger mit Zeitungen, Zeitschriften und dem Fernsehen beschäftigen. Daher werden die Blogs sich als Informationsquelle etablieren. Ich freue mich, mit BOOMblogs Teil dieser Entwicklung zu sein.

Na dann, Danke für das tolle Gespräch und viel Erfolg für euer Startup!