Kaffee & Leidenschaft

Kopfweh durch Koffein?

Dr. Gerhard Bytof liebt und erforscht Kaffee in allen Lebenslagen.

Ich bin Dr. Gerhard Bytof und in der Abteilung Forschung und Entwicklung Kaffee beschäftigt. Unlängst bin bin ich von Kollegen darauf angesprochen worden, ob Koffein oder koffeinhaltige Getränke bei einem Kater nach durchzechter Nacht helfen oder nicht. Ich weiß nicht, ob sich diese Frage vorausschauend auf den 11.11. bezogen hat - ist doch Hamburg nicht gerade als Karnevalshochburg bekannt. Aber wir haben hier bei Tchibo ja auch den einen oder anderen Rheinländer (bzw. Rheinländerin).

Als Naturwissenschaftler werde ich mich natürlich davor hüten, medizinischen Rat zu erteilen - noch dazu quasi nach Ferndiagnose. Ich würde lieber dazu raten, sich beim Feiern zu mäßigen, dann taucht das Problem gar nicht erst auf. Zum Thema Kopfweh und Koffein kann ich mich allerdings äußern.

Kaffee und Kopfweh

Hätten Sie gewusst, dass manche regelmäßige Kaffeetrinker Kopfschmerzen bekommen, wenn sie aus irgendeinem Grund (z. B. bei Schwangerschaft) abrupt auf die regelmäßige Koffein-Zufuhr verzichten müssen? Das Kopfweh hält meist nicht länger als 1- 2 Tage an und hat jetzt auch nichts mit dem eben erwähnten Kater zu tun. Es handelt sich vielmehr um Entzugserscheinungen, nachdem sich der Körper vorher beim gewohnheitsmäßigen Kaffee- oder Teetrinker an das Koffein gewöhnt hatte. Koffein und Entzugserscheinungen? Machen Kaffee und Tee also abhängig oder süchtig? Antwort: Nein. Die Definition eines Suchtmittels beinhaltet mehrere Kennzeichen, wovon mindestens drei erfüllt sein müssten, damit man von einem echten Abhängigkeitssyndrom sprechen könnte (aus Wikipedia):

  1. starkes, oft unüberwindbares Verlangen, die Substanz einzunehmen
  2. Schwierigkeiten, die Einnahme zu kontrollieren (was den Beginn, die Beendigung und die Menge des Konsums betrifft)
  3. körperliche Entzugssymptome
  4. benötigen immer größerer Mengen, damit die gewünschte Wirkung eintritt
  5. fortschreitende Vernachlässigung anderer Verpflichtungen, Aktivitäten, Vergnügen oder Interessen (das Verlangen nach der Droge wird zum Lebensmittelpunkt)
  6. fortdauernder Gebrauch der Substanz(en) wider besseres Wissen und trotz eintretender schädlicher Folgen.

Betrachtet man diese Kriterien in Hinblick auf das Koffein, so würden lediglich die beschriebenen Entzugserscheinungen einen Punkt erfüllen – folglich kann man bei Koffein und koffeinhaltigen Getränken faktisch nicht von Sucht und Abhängigkeit sprechen.

Sie kennen derartige Kopfschmerzen gar nicht, fühlen sich höchstens müde oder bekommen Symptome, die entfernt an eine Erkältung erinnern? Nun, jeder Mensch reagiert anders. In einem Überblicksartikel über wissenschaftliche Untersuchungen zu Kopfweh nach Koffeinverzicht wurde festgestellt, dass im Mittel nur 47% überhaupt über solche Kopfschmerzen klagten – mal mehr mal weniger. Ich selbst (> 6 Tassen Kaffee /Tag) kann von einem Tag zum anderen mit Kaffeetrinken aufhören ohne derartige Probleme zu bekommen. Ich kenne es aber von anderen Personen, etwa, wenn ich für Tchibo eine wissenschaftliche Studie mit Testkaffees an Testpersonen durchgeführt habe. Wenn der eigentlichen Testphase eine Phase (Wash Out, meist 4 Wochen) mit Kaffeeverzicht vorangegangen ist.