Kaffee und Sex: Macht Kaffee müde Männer munter?

Der Kaffee und die Liebe - ein schönes Thema für den Tchibo "Kaffeeologen" Dr. Gerhard Bytof! Wenn unser Experte mal ein Kaffeepäuschen im Forschungs-Labor einlegt, berichtet er gerne über wichtige Zusammenhänge wie Koffein und Kater, die Big Schwapp Theorie oder was die Säure im Kaffee bewirkt. Heute gehen wir einen Schritt weiter.

Treffen sich zwei beim Kaffee...

Gerhard, im aktuellen Tchibo Kaffeereport zu Kaffee und Gesundheit wird zwar auch das Thema Kaffee und Schwangerschaft angesprochen, aber (noch) nicht Kaffee und Sexualverhalten. Nach Deinem Beitrag zu Coffein und Kater haben uns aber einige Nachfragen erreicht. Auch in der Presse wird Kaffee schon als Allheilmittel gegen Potenzstörungen angepriesen. Was ist also am Kaffee drin oder dran?

Gerhard Bytof: Ich habe schon geahnt, dass ich um das Thema Sex und Kaffee nicht herumkomme; ich werde versuchen, mich dem Thema rein wissenschaftlich zu nähern. Zu Deiner Frage „Kaffee und Potenzstörungen“ - früher hätte ich wohl antworten müssen: ja, da ist was dran, wenn man die Aussage auf männliche Ratten mit Diabetes beschränkt.

Und wie ist Deine Antwort heute?

Gerhard Bytof: Die neuen Untersuchungsergebnisse, die besagen, dass 2-3 Tassen Kaffee täglich das statistische Risiko für Potenzstörungen verringerten, basieren dagegen tatsächlich auf Untersuchungen an Menschen – 3724 erwachsene Männer -, allerdings mit der Einschränkung, dass die Ergebnisse lediglich auf persönliche Befragungen zu Erektionsstörungen fußen.

Wir sind in diesem Punkt also allein von der Ehrlichkeit der Probanden abhängig?

Gerhard Bytof: Könnte man fast so sagen, aber frühere Untersuchungen weisen in die gleiche Richtung. Außerdem setzt Coffein an einem Enzym an, der PDE-5, an dem auch gängige Potenzmittel ansetzen. Dass außerdem ein Sildenafil-Analogon – besser bekannt als Viagra – als „funktionelle“ Zutat in Kaffees gefunden wurde, will ich nur der Vollständigkeit halber erwähnen. Die Forscher warnten vorsichtshalber vor dem Konsum des mit Zusatzstoffen verfälschten Kaffees.

Soviel also zum „Können“ – gibt es auch einen Einfluss aufs „Wollen“?

Gerhard Bytof: Anscheinend. Es gibt da einige Untersuchungen unter College Studenten in den USA, doch geht es dabei nicht um Kaffee, sondern explizit um Energy Drinks und zwar gemischt mit Alkohol. In mehreren Studien wurde die Auswirkung dieser Mischung auf sexuelles Verhalten thematisiert. Die Studien kamen überwiegend zu dem Ergebnis, dass Studenten, die Alkohol und Energy-Drinks als Mischung zu sich nahmen, häufiger angaben, „nicht-romantischen“ Sex (soll heißen: Sex ohne feste Partnerschaft) oder/und Sex unter Alkohol- oder anderem Drogeneinfluss gehabt zu haben als Studenten, die Alkohol ohne Energydrinks konsumierten. Leider sind in den Untersuchungen sowohl Fragestellung als auch statistische Auswertung als sehr heikel zu bewerten. Die Fragen erscheinen moralisch voreingenommen und mögen absichtlich übertriebene Antworten provoziert haben. Mir persönlich erscheint es sinnvoll, vor allem vor überhöhtem Alkoholkonsum zu warnen.

Welche Erkenntnisse hat man sonst über die Auswirkungen von Kaffee oder Coffein auf das Sexualverhalten?

Gerhard Bytof: Nach einer Studie aus den 1950er Jahren erhöhte Coffein bei männlichen Probanden die Häufigkeit und verkürzte die Pausen zwischen sexueller Aktivität und auch bei weiblichen Probanden war in einer Studie die sexuelle Motivation angeblich verstärkt – ach, ich vergaß zu erwähnen, dass es sich in beiden Studien wieder um Ratten handelte.

Gut, das lässt sich also nicht einfach auf den Menschen übertragen. Heißt das am Ende, für den Menschen gibt es hierzu gar keine Untersuchungen?

Gerhard Bytof: Doch, das Beste kommt bekanntlich am Schluss – will sagen: in der Jugend bedürfen ja bekanntlich die Wenigsten zusätzlicher Motivation für sexuelle Aktivität. Möglicherweise kann man aber im Alter davon profitieren, wenn man in der Jugend auf bestimmte Weise vorgesorgt hat. Im Klartext: Eine Studie an älteren Menschen hat gezeigt, dass der Konsum von mindestens einer Tasse Kaffee pro Tag offenbar signifikant mit der Sexualität im Alter Zusammenhängt. Die Forscher stellten eine häufigere sexuelle Aktivität bei Frauen sowie eine höhere sexuelle Potenz bei Männern fest. Woraus sich dieser Zusammenhang begründet, konnte dabei leider nicht ermittelt werden.

Wie dem auch sei, ich finde, das Resultat alleine ist doch schon ein guter Grund für eine gute Tasse Kaffee, oder?

Auf jeden Fall! Vielen Dank für das aufklärende Gespräch.

  • Die für das Interview genutzten Quellen, finden Sie hier.