Meine Woche auf der Kaffeefarm am Kilimandscharo (Teil 2/3)
Ich war eine Woche in Tansania, genau genommen auf der Kaffeefarm „Machare Estate“ am Kilimandscharo. Sieben Tage lernten wir von der Farmmanagerin Bente Luther-Medoch alles rund um Kaffee, Anbau und Co. In Teil 1 berichtete ich bereits, wie wir Kaffeebäume pflanzten, Kaffeekirschen pflückten und wie der Kaffee aufbereitet wird. Jetzt geht’s weiter mit Teil 2.
Tag 3 Ein Mist-Tag
Unser Kaffeelernprogramm geht weiter: Heute lernen wir, wie man aus Mist Kompost macht. Bio-Dünger stellt Bente – wie fast alles – selber her. Uns erwartete: ein Haufen Kuhmist, ein Haufen Bananenbaumrinde, ein Haufen Kirschabfälle und vier Mitarbeiter, die uns helfen einen Kompostberg herzustellen.
Ich gestehe: Nach ein einigen Mistgabeln Kuhdung (und das ist schon schweißtreibend, ganz zu schweigen von dem Geruch) ziehe ich mich dezent zum Fotografieren zurück. Mein Kollege Jan dagegen stapft unerschrocken (er hat schlauerweise auch Gummistiefel an) in den Mist und schichtet zusammen mit Bernd und Bentes Mitarbeitern alles zu einem 1,5 m hohen Turm.
Den Rest erledigt die Natur. Nach ein paar Wochen wird daraus Kompost, den Bente in Pellets presst, da diese handlicher beim Düngen sind. Dieser ist für den Teil der Farm bestimmt, der organic bzw. bio ist. Bente setzt auch synthetischen Dünger ein, allerdings nur sehr wenig. Ihre 270 ha große Farm ist seit 2007 Rainforest Alliance zertifiziert und die Organisation erlaubt den Einsatz von synthetischem Dünger. Wir greifen also zu den weißen Düngerperlen und verteilen sie rund um die Kaffeebäume, die Bente uns zeigt.
Nach dem Mittag geht es den Kaffeebäumen an die Äste: „Skeleton Pruning“, zu Deutsch etwa „Skelett-Beschneidung“ nennt Bente das Verfahren, bei dem sie die Äste der Kaffeebäume auf 15 cm stutzt, sodass nur noch das Geäst des Baumes steht.Ganz nackig und kahl sieht der Baum nach unserem Einsatz aus. Nach ein paar Wochen steht er dafür aber im vollen Grün wieder da.
Und Bente macht auch Tee – für den Cashflow, wie sie erklärt. Kaffee kann man nämlich nur einmal ernten (maximal zweimal im Jahr) und am Ende der Erntezeit verschiffen, Spezialitäten-Tee (wie der von Bente) kann dagegen jeden Monat per Luftfracht ausgeflogen werden.
Gepflückt werden „two leaves and a bud” – wobei der “Bud” (die Knopse), der wertvolle und teure Teil des Tees ist. Aus ihm wird „weißer Tee“. Aus den Teeblättern wird grüner und schwarzer Tee. Alles wird von Hand gepflückt, getrocknet und verpackt. Die Tees schmecken mir sehr gut (selbst der grüne Tee schmeckt sehr mild und überhaupt nicht bitter) und ich nehme mir von jeder Sorte eine Packung für zuhause mit.
Tag 4 Von Decken, Lehmöfen und einem Medikamentenregal
Bente lebt nicht nur im Einklang mit der Natur, sondern auch mit dem Dorf. Vor gut 20 Jahren ist die Norddeutsche zusammen mit ihrem Mann hierher ausgewandert und kennt und grüßt so gut wie jeden, den wir im Dorf sehen.
Mit der von ihr initiierten „Kilimandscharo Project Initiative“ stellt sie Wasser, Strom, Lehmöfen und Decken nach Möglichkeit bereit, wobei sie darauf achtet, dass die Menschen auch immer ihren Beitrag leisten. Für den Wasseranschluss und den Lehmofen müssen sie einen kleinen Betrag aufbringen, helfen diese aufzubauen und lernen, wie man diese selber repariert.
Dank Bente gibt es auch eine Krankenstation, damit ihre Arbeiter und die Dorfbewohner ärztlich versorgt werden können ohne den 20 km weiten Weg zum nächsten Krankenhaus zurücklegen zu müssen. Der Arzt erzählt uns bei unserem Besuch voller Stolz von seiner neuesten Errungenschaft: einem „shelf“ für Medikamente. Ich dachte, ich muss mich verhört haben. Aber er sprach tatsächlich von einem gläsernen, abschließbarem Medikamentenregal, das er uns freudestrahlend präsentierte. Wir schreiben uns noch ins „Visitor’s Book“ ein – eine in Tansania wohl übliche Handlung auch in Büchereien, in der Baumschule usw. – und machen uns wieder auf den Rückweg.
Viele neue Eindrücke und Erlebnisse habe ich mitgenommen. Am Freitag (24.07.) geht’s weiter mit dem letzten Teil meines Reiseberichts: Wir schnuppern afrikanische Stadtluft, lernen Farm-Zetrifizierungen kennen und kicken mit den Tansaniern bevor wir Abschieb nehmen.