Mensch & Verantwortung
#Time4Green: Closed Loop

Vom Stoffkreislauf mit recycelten Materialien

Recycelte Garne aus Abfall (wie Ocean Plastic) und geschlossener Stoffkreislauf: aktuelle Buzzwörter aus der Textilbranche. Was steckt hinter den Begriffen? Und was bedeutet das für einen Hersteller wie Tchibo? Das erklärt uns Nachhaltigkeits-Managerin Sarah Herms, unsere Expertin für Kreislaufwirtschaft.

Sarah, Tchibo hat nun erstmals Produkte im Sortiment, die aus Fasern aus Ocean Plastic und recycelten PET-Flaschen hergestellt wurden. Warum machen wir das?

SH: Die neuen Recycling-Kollektionen sind Teil unseres Closed Loop Engagements. Wir möchten den Wert unserer Produkte und der genutzten Materialien möglichst lange erhalten. Dazu gehört der Einsatz recycelter Materialien, eine hohe Qualität und eine lange Nutzbarkeit. Aber auch die Möglichkeit, die Produkte weiterzuverwenden und zu recyceln. Wir möchten unsere Kunden inspirieren über nachhaltigen Konsum nachzudenken.

Was ist Ocean Plastic eigentlich genau, was wird daraus hergestellt und wer macht das?

SH: "Ocean Plastic" steht bei uns symbolisch für Produkte, die mit dem ECONYL® Garn hergestellt wurden. Ein Material, das aus alten Fischernetzen (sogenannte Geisternetze, die Meere vermüllen und für Meeresbewohner sehr gefährlich sind), aber auch als alten Teppichresten hergestellt wird. Die Firma Aquafil, mit der wir zusammenarbeiten, sammelt alte Fischernetze und andere Plastikabfälle ein und recycelt sie zum Nylongarn ECONYL®. Daraus entstehen Produkte, wie sie in unserer #Time4Green Sportkollektion erhältlich sind. Aquafil setzt zur Wiederverwertung der Fischernetze auf ein sehr hochwertiges chemisches Verfahren. Dabei wird der Abfall in seine ursprünglichen Bestandteile zersetzt und zu neuem Nylon aufgebaut. Dieses Verfahren ist deshalb so hochwertig, da kein Unterschied zwischen dem recycelten Produkt und der Frischfaser erkennbar ist.

Warum wurden gerade das Sportbustier und der Badeanzug aus ECONYL® gefertigt? Müssen Produkte gewisse Eigenschaften erfüllen, um aus recyceltem Bekleidungsgarn hergestellt werden zu können?

SH: Wir wollten mit diesen beiden Kleidungsstücken das Thema Ocean Plastic aufgreifen, da es sich bei Fischernetzen ja um ein sehr spezielles Abfallprodukt handelt. Der Badeanzug und das Sportbustier in Türkis- und Blautönen passen natürlich besonders schön zum Thema Meer. Außerdem sollten es Produkte sein, die zu einem großen Teil aus Nylon hergestellt werden, denn ECONYL® ist ein recyceltes Nylongarn.

Neben Ocean Plastic finden sich in der #Time4Green Sportkollektion auch Produkte aus recycelten PET-Flaschen. Warum?

SH: Die Besonderheit in der Verwendung von recyceltem Garn aus PET-Flaschen liegt vor allem in der besseren Umweltbilanz im Vergleich zu konventionellen Materialien. In der Herstellung der Sporthosen wurde Energie und CO2 gespart. Und natürlich Abfälle (PET-Flaschen) weiterverwendet und damit vermieden. Das entspricht der Idee der  Kreislaufwirtschaft.

Auch unsere Green Fashion Kollektion, die im September in die Läden kommt, beinhaltet viele recycelte Materialien. So wird es einen Mantel aus recycelter Wolle geben. Was genau ist recycelte Wolle?

SH: Wolle an sich ist ein tolles Material und wird eigentlich schon seit mehreren Jahrzehnten recycelt, da es für eine Naturfaser ziemlich gut wiederverwendet werden kann. Bei Wolle hat der Einsatz von Recyclingmaterial sogar noch den tollen Nebeneffekt, dass keine neuen tierischen Produkte verwendet werden müssen. Für unseren Mantel aus recycelter Wolle wurden Stoffreste aus der Produktion zerkleinert und neu versponnen. 

Sind unsere Green Fashion Kollektionen jetzt der Optimalzutand?

SH: Auf jeden Fall schlagen wir gleich „mehrere Fliegen mit einer Klappe“: die Kleidung besteht aus recycelten oder verantwortlich hergestellten erneuerbaren Materialien und hat darüber hinaus ein hochwertiges Design und kann lange getragen werden. Aber natürlich können und müssen wir uns stetig weiter verbessern.

Aus deiner Erfahrung: Wie lange wird es dauern, bis wirklich ein großer Teil der Bekleidung aus recyceltem Material hergestellt werden kann?

SH: Das hängt von verschiedenen Faktoren ab: welche Materialien werden benötigt (nicht alle Materialien sind gut recycelbar), wie sind sie verfügbar? Welche Möglichkeiten entstehen durch neue Technologien? Aktuell haben wir noch mit einigen Herausforderungen zu kämpfen, wenn es um den Einsatz von recyceltem Material in der Bekleidungsindustrie geht. Wo kommen die Materialien her und wie werden sie verarbeitet? Welche Lieferketten können dafür aufgebaut werden? Wie können wir unseren Anspruch erfüllen, eine gleichbleibend hohe Qualität unserer Produkte sicherzustellen? Das ist ein langer Weg, aber wir sehen viel Dynamik im Markt – bei unseren Wettbewerbern und Lieferanten. Auch beim Aufbau unseres hohen Biobaumwoll-Anteils von mittlerweile 80% haben wir mal klein angefangen.

Unsere Vision zum Thema Kreislaufwirtschaft? Wie könnte Tchibo in 5 Jahren aussehen?

SH: Wir möchten unseren Kunden ein breites Angebot an Produkten mit recycelten Materialien und verantwortlich produzierten erneuerbaren Rohstoffen bieten. Außerdem wollen wir die Möglichkeit aufzeigen, Kleidungsstücke oder Gebrauchsgegenstände lange zu nutzen, weiterzuverwenden und zu verwerten. Dafür können Kunden auch unser Mietangebot für Kinderkleidung über Tchibo Share nutzen. Tchibo als Lebensbegleiter im Alltag ermöglicht damit einen unbeschwerten und nachhaltigen Konsum und kümmert sich darum, dass Ressourcen auch für die Zukunft erhalten bleiben.

Wie schnell wächst die Nachfrage nach nachhaltiger Bekleidung?

SH: Wir sehen den Trend, dass Kunden Unternehmen und ihr Produktangebot kritisch hinterfragen und Nachhaltigkeit als wichtig empfinden. Die Nachfrage wird durch verantwortungsbewusste Unternehmen vorangetrieben, die ihr nachhaltiges Produktangebot weiter ausbauen. Keine unwesentliche Rolle spielt auch die nationale- und EU-Politik, die nachhaltig produzierte Produkte und Konsum unterstützt und fördert.

Liebe Sarah, Danke für das erhellende Gespräch!