Leben & Arbeit
Tchibo Position

Militärputsch in unserem Textilbeschaffungsmarkt Myanmar

Der Militärputsch in Myanmar vom 1. Februar 2021 erfüllt uns mit tiefster Sorge. Damit setzt das Militär die demokratischen und wirtschaftlichen Reformen des Landes aufs Spiel, die erst 2011 begonnen wurden und Myanmar seitdem aus der internationalen Isolation befreiten.

Wir drängen auf die vollständige und sofortige Wiederherstellung der demokratischen Rechte und Institutionen. Diese Krise darf nicht genutzt werden, um den Fortschritt, an dem die Bürger*innen Myanmars seit 10 Jahren mitarbeiten, aufzuhalten oder umzukehren. Verantwortungsvolles Wirtschaften erfordert ein Umfeld, in dem die Menschenrechte respektiert werden.

Vor dem Hintergrund der wachsenden zivilen Proteste haben wir unsere Lieferanten in Myanmar am 3. Februar zu folgenden Maßnahmen aufgefordert:

  • Die vollständige Lohnzahlung für alle Beschäftigten sicherzustellen,
  • ihre Grund-, Menschen- und Arbeitsrechte ebenso einzuhalten wie ihr Recht auf Vereinigungsfreiheit und Streiks,
  • Entlassungen während der Krisenphase zu vermeiden.

Um Lieferanten, Produzenten und Beschäftigte in dieser unsicheren Zeit zu entlasten, haben wir unter anderem unsere Lieferzeiten verlängert.

Im Rahmen unserer Mitgliedschaft in ACT on Living Wages haben wir am 19. Februar zusammen mit 10 Unternehmen und IndustriALL Global Union Stellung zu den Entwicklungen in Myanmar bezogen.

Seit 2015 beziehen wir Textilien aus Myanmar. Wir sind uns der besonderen Rolle des Militärs und der Verletzlichkeit der Grundrechte in Myanmar sehr bewusst. Deswegen begleiten wir den Einkauf unserer Textilien mit einer Vielzahl an Maßnahmen, um unsere menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten wahrzunehmen.

Alle unsere Produzenten im Land werden vor Geschäftsbeginn auf mögliche Verbindungen zum Militär überprüft. Ein Einkauf ist nur gestattet, wenn keine Verbindungen nachgewiesen werden können. Seit 2017 führen wir mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der größten Gewerkschaft der örtlichen Textilindustrie, der Industrial Workers Federation Myanmar (IWFM), ein Projekt für sozialen Dialog durch, an dem unsere Produzenten verpflichtend teilgenommen haben. Weil Gewerkschaftsrechte in Myanmar besonders unter Druck stehen, arbeiten wir intensiv mit ACT on Living Wages und dessen Mitgliedsunternehmen, IndustriALL Global Union, der örtlichen Gewerkschaft IWFM und lokalen Arbeitgeber*innen zusammen. Als Resultat wurde 2019 die Myanmar Guideline on Freedom of Association und 2020 ein zugehöriger Beschwerde- und Streitschlichtungsmechanismus verabschiedet, die für alle Produzenten von ACT Mitgliedsunternehmen verpflichtend ist.

Tchibo wird die Entwicklung der Ereignisse in Myanmar weiterhin genau beobachten. Einkaufsentscheidungen treffen wir in Einklang mit den Prinzipien menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten und dem Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte.

Weitere Angaben zu unseren menschenrechtlichen Maßnahmen in Myanmar: Tchibo Menschenrechtsbericht 2019