Leben & Arbeit

Miniserie Kind und Job: working mom in Hongkong

Job und Kind – wie regeln das Mütter in andern Ländern? In den vergangenen Wochen waren wir zu Besuch in Istanbul, Warschau und Budapest. Heute wird es noch einmal besonders spannend, denn meine Kollegin Miranda Lo gibt Einblicke in ihren Alltag in Hongkong. Wenig überraschend: Aufgrund der teuren Wohnsituation arbeiten die Frauen meist Vollzeit, dennoch können sich viele die kostspielige Kinderbetreuung kaum leisten. Was dann?

Mein Name ist Miranda Lo, ich lebe und arbeite in Hongkong – und seit zwei Jahren dort für Tchibo. Ich bin jetzt 31, verheiratet und habe zwei Kinder: Audrey ist fünf und Angus fast drei Jahre alt. Mit meinen Kindern und der Hochzeit war ich für hiesige Verhältnisse früh dran – ich habe Glück gehabt, bei mir hat das Umfeld gestimmt und ich habe somit alle Erwartungen erfüllt! Hier bekommen viele erst spät Kinder, wenn sie über 30 Jahre alt sind.

Ich arbeite Vollzeit und bin damit nicht alleine: Die Mehrheit der Frauen macht es so, Teilzeitjobs sind eher selten, aber es gibt sie. Das hängt viel mit dem finanziellen Hintergrund der jeweiligen Familie zusammen, denn das Leben, besonders mit Kindern, ist sehr teuer in Hongkong. Vor allem das Wohnen, egal ob man Miete be- oder eine Hypothek abbezahlt, ist wahnsinnig kostspielig. Ich arbeite täglich von 9 bis 17.30 Uhr, mit einer Stunde Mittagspause. Unsere Arbeitszeiten sind fix, in der Hochsaison sind aber Überstunden bis 21 oder 22 Uhr möglich. Ein bis zwei Mal alle drei Monate bin ich jobbedingt in China unterwegs, um dort die Fertigung zu überwachen. Ansonsten arbeite ich im Büro: Ich hole Angebote und Muster von Lieferanten ein, und kümmere mich um die Nachbetreuung unserer Textilproduktion – all das ist immer wieder eine Herausforderung!

Glück habe ich mit der Kinderbetreuung, da meine Schwiegermutter mit uns lebt. So muss ich auch nicht kochen. Denn auch Kinderbetreuung durch staatliche Stellen – es gibt Kinderkrippen, Kindergärten und Tagespflege – ist sehr teuer: 3000 bis 5000 Hongkong Dollar werden pro Kind fällig – und das bei einem durchschnittlichen Einkommen einer drei- bis vierköpfigen Familie von 22.000 Hongkong Dollar, wenn beide Elternteile arbeiten ... Viele helfen sich deshalb mit den Großeltern. Ich habe Glück, dass auch mein Mann sich sehr engagiert, er spielt mit den Kindern, fährt sie von A nach B und kümmert sich auch, wenn sie krank sind.

Mutterschutz und Elterngeld ist in Hongkong anders geregelt als in Deutschland, aber auch im Vergleich zum restlichen China: In Hongkong haben Mütter zehn Wochen Mutterschutz, der berechnet sich allerdings nach dem erwarteten und nicht nach dem tatsächlichen Geburtstermin. Man kann zwei Wochen vorher zuhause bleiben und hat dann noch acht Wochen nach dem errechneten Termin – unabhängig davon, wann das Kind wirklich das Licht der Welt erblickt. In China können Mütter dagegen vier bis fünf Monate nach der Geburt zuhause bleiben, allerdings gehen viele schon eher wieder arbeiten. In Hongkong bekommen wir 80 Prozent unseres Gehalts während unserer zehn Wochen Elternzeit. Auch der Kündigungsschutz ist nicht besonders: Zwar können wir während des Mutterschutzes und am ersten Arbeitstag danach nicht gekündigt werden –  am zweiten aber schon! Das Baby darf natürlich kein Kündigungsgrund sein ...  Mittlerweile gibt es eine Organisation, die Müttern in dieser unfairen Situation hilft, gut zu verhandeln und die besten Ansprüche geltend zu machen.

Fazit: Meine Arbeit und die Kinder sind für mich zwei Fulltime-Jobs parallel, die ich beide sehr ernst nehme. Und Mutter sein ist nicht einfach! So etwas wie Freizeit kenne ich gar nicht mehr. Und auch die Zeit mit meinem Mann ist rar gesät. ABER: Wir beide wissen, dass die Kinder schnell groß werden, von daher ist die Zeit mit ihnen auch sehr wertvoll – und da stecken wir als Paar zurück. Und wenn wir mal alleine Essen oder Shoppen gehen, dann genießen wir es doppelt!