Regina Wawira
Mensch & Verantwortung

Mount Kenya Project: Regina erzieht zwei Aids-Waisen

Name: Regina Wawira

Beruf: Farmerfrau, 54, Mutter von fünf Kindern und 2 Aidswaisen

Wohnt in: Karmandi, Baragwi

Die 14jährige Josephine und die 7jährige Judith verloren ihre Eltern vor sechs Jahren durch Aids. Seitdem leben sie bei ihrer Tante Regina Wawira.

Die Farmerfrau Regina wohnt mit ihrem Mann Francis und den Mädchen sehr idyllisch unter Bananenpalmen in einem bunten Holzhaus, umgeben von Kühen und Hühnern - vis à vis der großartige Mount Kenya!  Doch das Geld ist manchmal knapp. Wie die meisten anderen Farmer am Mount Kenya ernährt sich auch die Familie Wawira vom eigenen Obst und Gemüse. Für Kleidung brauchen die Wawiras allerdings Geld, ebenso für Schulmaterial und Schulgebühren.

Es gibt Monate, in denen Regina und Francis das Geld für den Schulbesuch und die benötigten Materialien von Josephine und Judith nicht aufbringen können. Dann müssen die Mädchen zu Hause bleiben. Das macht Regina traurig - eine gute Bildung für die Mädchen ist ihr sehr wichtig. Die 54jährige Farmerfrau ist nicht allein mit diesem Problem: in Judiths Grundschule, der St. Peters Karmandi South Primary School, gibt es derzeit 16 Aids-Waisen. Manche davon sind selber infiziert. Doch immerhin: Alle haben ein Dach über dem Kopf, wurden von Verwandten aufgenommen.

Judith besucht die zweite Klasse und kann schon lesen und schreiben – Suaheli und Englisch. Wenn Lehrerin Janne den 25 Kinder Fragen stellt, ist es mucksmäuschenstill, viele Arme recken sich, niemand redet dazwischen. Knittrige Hefte liegen auf den zwei langen Holztischen, an den Wänden hängen Poster mit englischen Wörtern. Lehrerin Janne liest viel aus der Bibel vor. Die kleine Judith hört aufmerksam zu.  Die Wollmütze hat sie abgelegt. Aufgrund der stark schwankenden Temperatur während des Tages tragen die meisten Kinder auf dem Weg zur Schule Wollmützen, trotz der vergleichsweise hohen Temperaturen um die 25 Grad.  Judith trägt eine Schuluniform mit einem braunen Pullover, braunen Rock, roten Strümpfen und blauen Schnallenschuhe.

Zu Hause betreut Regina die Hausausgaben ihrer Waisen. Josephine beschäftigt sich derzeit mit Flora und Fauna, Judith mit dem Thema Familie. Trotz ihres Schicksals haben die Mädchen große Berufsziele: die 14jährige Josephine möchte Ingenieurin werden, Judith Lehrerin.

Regina ist stolz, wenn sie über die Pläne ihrer Nichten spricht. Gerne möchte sie diese verwirklicht sehen. Um gemeinsam Geld aufzutreiben hat Regina eine Selbsthilfegruppe ins Leben gerufen. Aktuell besteht die Gruppe aus 45 Mitgliedern, alle Mitglieder sind Frauen, die Waisen aufgenommen haben.  Sie treffen sich alle zwei Wochen in der Schule. Ihr Konzept: Jede der Frauen gibt kleine Beiträge in die Gemeinschaftskasse. Ist genug Geld für eine Ziege da (für eine Kuh hat es noch nie gereicht), bekommt diejenige die Ziege, die sie am Nötigsten hat. Mit kleinen Gebühren zahlt sie das Geld an die Gruppe zurück. Durch den Verkauf der Ziegenmilch kann die betroffene Familie besser das Geld für den Schulbesuch der Waisenkinder aufbringen. Das große Ziel der Frauen: eines Tages eine Milchverarbeitungs-Maschine kaufen zu können, die die Milch pasteurisiert und länger haltbar macht. Denn mit dieser ließe sich noch mehr Geld verdienen.

Abends rumpeln regelmäßig Ochsenkarren am Haus der Familie Wawira vorbei. Zuweilen auch Autobusse.  Auf dem offenen Feuer neben der Kochhütte brodeln Bohnen für das Abendessen. Ein prächtiger Hahn und seine Hühnerschar durchqueren den Hof.  Judith spielt mit Nachbarkindern mit einem Ball aus Filz. Francis, Reginas Mann, telefoniert ununterbrochen mit seinem Handy. Ein verqueres Bild: Mobiltelefon neben offenem Küchenfeuer!  Judiths Ball rollt in seine Nähe. Spontan umarmt sie ihren Onkel, dieser streicht ihr über den kurzgeschorenen Kopf. Keine Frage, das Mädchen ist glücklich bei seiner Ersatzfamilie. Auch Regina ist stolz auf ihre Nichten und möchte ihre Schulbildung gesichert wissen.

  • Mit Hilfe des Mount Kenya Projects werden Regina und die anderen Frauen, die Aids-Waisen betreuen, in den nächsten Monaten in der Lage sein, ihre Kinder regelmäßig zur Schule zu schicken.